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Beschreibung von Paul Stierle

Der Maierhof auf der Markung Reußenstein

RHMx

Hofgut und Gaststätte Reußenstein (2004)

Zur Geschichte der Markung Reußenstein gehört auch die Geschichte des Gutshofes auf dieser Markung. Sie ist schon in früheren Veröffentlichungen behandelt worden, deshalb kann sie hier kurz mit einigen Ergänzungen eingefügt werden. Es ist nicht bekannt, ob die Burgherren auf dem Reußenstein von Anfang an bis zum Jahr 1441 ihre Äcker, Wiesen, Weiden und Wälder von Frondienstpflichtigen bewirtschaften ließen. Solange die Burgbesitzer zur Sippe der Herren von Neidlingen gehörten, was bis zum Jahr 1428 der Fall war, wäre der Dienst von Leibeigenen aus Neidlingen leicht anzunehmen. Unter Dietrich von Späth und Hans von Lichtenstein, die Mitinhaber des freiadeligen Guts Neidlingen waren, ist es sicher so gewesen.
Aus der Zeit der Helfensteiner weiß man, dass im Jahr 1566 die Orte der Herrschaft Frondienste zu leisten hatten. Der Hof war damals einem Hofmaier oder Beständer (Pächter) mit Namen Michel Eschenbacher übergeben, 1639 hieß er Priell und 1675 Schwedlin.

Als Kurbayern 1752 Alleinbesitzer der Herrschaft Wiesensteig wurde, verkaufte der Kurfürst die Güter seiner Hofdomäne an den gewesenen fürstenbergischen Obervogt zu Wiesensteig, Ludwig Anton Schmid. Man hatte mit den Pächtern keine guten Erfahrungen gemacht. Sie mergelten den Boden aus und zogen dann mit der Ausrede ab,dass sie mehr eingebüßt als gewonnen hätten.
Wenn dann die Herrschaft den Maierhof auf ihre Kosten bauen ließ, so war nach dem Vergleich von Unkosten und Eintrag fast gar nichts im Überschuss geblieben. Im Jahr 1628 war das Gut bei der Erbaufteilung der Grafschaft Helfenstein noch mit 5000 Gulden veranschlagt worden, 1753 verkaufte man es um 1500 Gulden. Die nun folgenden Besitzer des Erbrechtshofes oder Freistiftshofes vererbten diesen jedoch selten. Sobald sie ein günstiges Angebot hatten, verkauften sie den ganzen oder halben Hof wieder an einen Bauersmann der Umgebung.
Eine kurze Übersicht über Kaufjahr, Käufer und Kaufpreis kann als kleiner Beitrag zu der Geschichte der Gutshöfe in jener Zeit dienen. 1766: Georg und Johann Ascher; Kaufpreis 3000 Gulden. Ohne Jahreszahlangabe und Kaufpreis werden die in den nächsten Jahren folgenden Besitzer Anton Himm und Johann Nilli genannt. 1794: Joseph Leutner von Hohenstadt; 6840 Gulden. 1796: Michael Straub von Hohenstadt. Ihn kostete der halbe Hof 5000 Gulden und er verkaufte seine Hälfte wieder im Jahr 1799 um 3500 Gulden an Joseph Leutner. 1812: Joseph Leutner verkauft den halben Hof an seinen Schwiegersohn Stähle von Ehestetten um 5500 Gulden. 1819: Wilhelm Gauß von Dettingen unter Teck kauft von Georg Stähle dessen Hälfte um 5800 Gulden. Die andere Hälfte hat Damian Rummel von Ingstetten im Besitz. 1835: Oberst und Adjutant des Königs von Fleischmann kauft den Hof von Martin Diez und der Witwe Gauß um 20 000 Gulden. 1862: General von Fleischmann verkauft den Maierhof an die Königliche Hofdomänenkammer um 73 000 Gulden.
Das Ansteigen des Kaufpreises vom Jahr 1835 (20 000 fl.) auf 73 000 fl. im Jahr 1862 fällt auf; aber es hat seinen Grund nicht allein darin, dass Grund und Boden im Werte gestiegen waren, sondern vor allem in dem tatsächlichen Mehrwert des Hofes, wie er in diesen 27 Jahren geschaffen worden war. 1835 war der Messgehalt des Hofgutes 355 Morgen, 1862 dagegen 4.36 Morgen. Hundert Jahre vorher sind 122 Jauchert angegeben. Die Weideflächen "Große und Kleine Weite" wurden 1857 in einem Vertrag zwischen der Forstabteilung der Oberfinanzkammer und General von Fleischmann in Tausch gegeben gegen den Wald Birkholz (heute hinterer und vorderer Bronnen) und den Wald Eichholz (heute Eichwaldeck). Auf dem Hof baute der General 18_36 ein einstockiges Wohnhaus (3500 fl.), 1837 einen zweistockigen Schafstall mit großem Futterboden und 2 Wohngelassen (6000 fl.); 1837 eine Wagenremise mit Fruchtboden (Haberbühne; 700 fl.), 1850  1851 eine zweistockige Scheuer mit Stallung (Ochsenstall  4000 fl.); 1851 ein Ökonomiegebäude mit Scheuer, Wagenremise, Schweinestall, Wasch und Brennküche (Obere Scheuer  3 500 fl.).

Die Pächter der Hofdomäne Reußenstein waren: Johannes Eberhard von 1862  1877; Wilhelm Rall von 1877 1901; Friedrich Kober von 1901  1925; Jakob Schilling von 1925 1947; Jakob Schilling war auch Pächter des Landsiedlungshofes Reußenstein von 1947  1956. Seit 1. Oktober 1957 gehört das Hofgut Reußenstein als Eigentum dem Hofbesitzer Heinz Rothfuß von der Exenmühle bei Gruibingen. Der Flächeninhalt der Hofgüter (65 ha) ist heute trotz der Abgaben von 100 Morgen an die Landsiedlung noch größer als zur Zeit der Burgmark Reußenstein.

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